Forschendes Lernen ist heute in Kindergärten eine gängige Methode. Aber wird forschendes Lernen auch in der Volksschule weitergeführt, ja, in allen Schulen, bis man vor der Berufsausbildung oder der Matura steht? Nicht immer. In Birkfeld aber will man die Lehrmethoden vom Kindergarten bis zur letzten Schulstufe, ob Poly oder Borg, aus einem Guss haben.
Dazu wurde der Gemeinde nach Initiative des ehemaligen Landesschulinspektors Wolfgang Pojer ein EU-Projekt zugesagt, das im Oktober startet und zwei Jahre läuft.
Dabei sollen die einzelnen Partner nicht nur den Arbeitsalltag der Projektpartner (siehe Infokasten) vor Ort kennenlernen, sondern auch Methoden der Partnereinrichtungen in Deutschland (Grundschule Schwetzingen in Baden-Württemberg), dem Schulzentrum in Sand bei Brixen (Südtirol/Italien) und Schulen in Joensuu (Finnland) kennenlernen bzw. mit den pädagogischen Organisationen in diesen Städten und Regionen zusammenarbeiten. „Wir werden entweder geführte Reisen an eine Bildungseinrichtung machen, die Pädagoginnen und Pädagogen können aber auch individuell an eine Schule kommen und dort beim Unterricht dabei sein“, sagt Pojer.
Alljährlich wird am 26. September der Europäische Tag der Sprachen gefeiert. Da an diesem Tag das Wetter nicht besonders freundlich war, wurde er in Birkfeld kurzerhand auf Oktober verschoben.
Der Birkfelder Wolfgang Pojer wollte mit einer besonderen Aktion am Birkfelder Hauptplatz auch auf die sprachliche und kulturelle Vielfalt im Ort selbst aufmerksam zu machen. Pojer ist Obmann des Birkfelder Vereins zur Förderung der Diversität im Kontext der Europäischen Dimension.
Von Russsisch bis Spanisch
So traf sich am Freitag kurz vor 17 Uhr eine bunte Schar von Birkfeldern und Birkfelderinnen – manche von ihnen mit einer anderen Muttersprache als Deutsch, manche von ihnen begeisterte Sprachinteressierte. Alle aber waren bestückt mit bunten Bilderbüchern, Spielen oder kurzen Phrasen in „ihrer“ Sprache.
Die gebürtige Russin Irina Mosbacher etwa las aus einem Kinderbuch vor und erklärte Interessierten das russische Alphabet und die Unterschiede zum Deutschen. Nicht weit von ihr saß Eva Spitzer mit einer Hund-Handpuppe, die ihr bei den Hundegeschichten aus einem griechischen Kinderbuch assistierte. Etwas weiter unterhielt sich die Engländerin Natascha Flicker mit Einheimischen. Auch sie bot eine große Anzahl von bunten Büchern an, die sie in ihrer Muttersprache zum Besten gab.
Bürgermeister Oliver Felber und Wolfgang Pojer eröffneten den Sprachenfreitag.
Eva Spitzer las aus einem griechischen Bilderbuch.
Junge Gäste begeisterten sich am spielerischen Umgang mit Sprachen. Hier ordneten sie Bilder Begriffen zu - also das Bild von einer Pizza dem Wort "Pizza".
Irina Mosbacher erklärte unter anderem das russische Alphabet.
Aus einer spanischen Kinderbibel und aus Harry Potter las Lukas Kreimer vor.
Kinderbücher auf Englisch präsentierte Natasha Fllicker.
In die Welt Italiens konnte man bei Maria Narnhofer und Carmine Venezian eintauchen. Kinder und Eltern fügten dort Puzzle-Teile zusammen, ordneten Essensbezeichnungen Bildern zu und kosteten einen typisch italienischen Panettone (ein Hefegebäck).
Damit nicht genug: Lukas Kreimer gab spanische Kostproben aus der Kinderbibel und aus Harry Potter wider. Michi Sprangler las aus einem tschechischen Kinderbuch, bei Wolfgang Pojer konnte man interaktive Sprachspiele probieren.
"Verstehe nur Spanisch"
Im Doppelpack traten die gebürtige Polin Katarzyna Pichler und ihre zweisprachig aufgewachsene Tochter Veronika auf. Unermüdlich wiederholten sie vermeintlich einfache Ausdrücke auf Polnisch, die aber schwer über deutschsprachige Lippen kommen. Bei allen Stationen lauschten Kinder und Erwachsene mit großen Augen den unterschiedlichen Sprachen und bei allen Stationen war ihnen wohl ein Gefühl gemein: „Ich verstehe nur Spanisch“, wie es auch ein Passant benannte. Und das bezog sich wohl nicht auf die spanische Sprache.
Auch Bürgermeister Oliver Felber, der sich selbst nur der „Fremdsprachen“ Steirisch und Englisch mächtig sieht, betonte, wie wichtig diese sprachliche und kulturelle Vielfalt in einem kleinen Ort wie Birkfeld sei. Immerhin bietet der „Verein zur Förderung der Diversität“ seit Jahren Sprachkurse an.